Rezension zu Rory Gallagher von Ulli Engelbrecht

Rezension zu Rory Gallagher von Ulli Engelbrecht

Rory Gallagher, der 1995 starb, infizierte mich mit seiner Musik in einer dumpfen Schallkabine in der Stadtbücherei Bochum. Die Liste, in der die Platten zum Anhören verzeichnet waren, war nicht lang. Den meisten Raum nahm die Klassik ein. Aber es gab neben einigen Bands auch die „Live in Europe“ (1972) des irischen Gitarristen.

Ich bat die Mitarbeiterin, mir doch die Platte auszuhändigen. Nein, alleine dürfe ich sie nicht auflegen, das mache nur sie. In der verglasten Schallkabine, so eng und stickig wie in einer Telefonzelle, stand ein Stuhl, ein Plattenspieler nebst Verstärker und eingestöpseltem Kopfhörer. Die Mitarbeiterin brachte die Platte, die in einer grauen Schutzpappe steckte, zog sie heraus, legte die Scheibe auf, startete den Spieler. Ich solle Bescheid geben, wenn die erste Seite zuende ist, damit sie die Platte umdrehen könne, und: Ich solle nichts verändern, schon gar nicht am Verstärker!

Jetzt saß ich da in der Kabine und konzentrierte mich auf die Musik der Platte, da die eingestellte Lautstärke viel zu leise war. Trotzdem kam er voll `rüber, der von Rory Gallagher (Gitarren, Mandoline, Harmonika, Gesang), Gerry McAvoy (Bass) und Wilgar Campbell (Drums) mit voller Kraft gespielte Bluesrock, diese Knaller-Nummern wie Messin`With The Kid oder Laundromat. Natürlich wollte ich auch die zweite Seite hören. Going To My Hometown, In Your Town, Bullfrog Blues – auch hier der gleiche frische Gitarrensound, der mich heiß machte und der mich mit zwei Vorsätzen in den Tag entließ. Erstens: Rory Gallagher ab sofort fest in mein Herz zu schließen. Zweitens: Seinen Bluesrock stets laut zu hören.

Text: Ulli Engelbrecht • Foto: 33 1/3 Schallplatten Duisburg